Mixed Media auf Papier 40 x 50 cm mit Passepartout
„Begegnung am Wasser“ (2021) von Gabriele Dudys
Online seit 15.01.2025

#abstrakt #Kunst für Kinder #Vögel
Das Bild zeigt ein farbenfrohes Kunstwerk mit zwei Vögeln, die in einer natürlichen Umgebung dargestellt sind. Auf der rechten Seite steht ein Vogel mit langen gelben Beinen, einem gelben Schnabel und bunt schimmernden Federn in violett-blauen Tönen. Links daneben ist ein weiterer Vogel zu sehen, der im Wasser zu schwimmen scheint, mit einem schlanken gelblichen Hals und einer dezenten grünen Färbung. Der Hintergrund besteht aus abstrakten, grün-bläulichen Texturen, die an ein bewaldetes oder wasserreiches Gebiet erinnern. Die Texturen verleihen dem Werk eine lebendige und dynamische Wirkung.

Kurzgeschichte zum Bild:

Die Begegnung am Wasser

Es war ein kühler Morgen, als die Nebelschleier noch über dem stillen Teich tanzten. Am Ufer stand Aris, der große Reiher, regungslos wie eine Statue. Sein gelber Schnabel zeigte in die Ferne, seine Augen schienen die Welt zu durchdringen. Er war der unangefochtene Wächter dieses Ortes – groß, stark und gelassen. Alles an ihm strahlte Ruhe und Gelassenheit aus, als ob ihn nichts in diesem Universum aus der Fassung bringen könnte.

Doch an diesem Tag kam jemand, der seine Welt verändern würde.

Im Wasser planschte ein kleiner, unscheinbarer Vogel, kaum größer als ein Kieselstein. Er hatte eine auffällige, gelb-grüne Kehle und wirkte, als hätte er seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden. Es war Nyra, ein junger Zwergtaucher, voller Unruhe und Unsicherheit. Sie war neu an diesem Teich und kannte die Regeln des Lebens hier nicht. Doch das hielt sie nicht davon ab, wild zu spritzen und zu rufen, während sie versuchte, einen Fisch zu fangen.

Aris beobachtete sie schweigend, doch innerlich runzelte er die Stirn. “So viel Lärm”, dachte er. “Wie will sie so jemals Erfolg haben?”

Nyra bemerkte seinen durchdringenden Blick. Unsicher paddelte sie näher und fragte mit zögerlicher Stimme: “Warum starrst du mich so an? Habe ich etwas falsch gemacht?”

Aris schnaubte leise. “Du bist laut. Du bist unruhig. In diesem Teich fängt man Beute mit Geduld und Stille, nicht mit Chaos.”

Nyra ließ den Kopf hängen. “Ich… ich weiß nicht, wie man das macht. Ich bin klein und schwach. Die Fische entkommen mir immer. Was soll ich tun?”

Ein Moment der Stille entstand zwischen ihnen. Der große Reiher blickte in ihre fragenden Augen und spürte etwas, das er lange nicht mehr gespürt hatte: Mitgefühl. Er erinnerte sich an die Zeit, als er selbst jung und unbeholfen war. Niemand hatte ihm geholfen, er hatte alles allein lernen müssen. Doch jetzt war er nicht mehr jung. Und vielleicht war es an der Zeit, weiterzugeben, was er wusste.

“Du bist klein”, sagte Aris schließlich, “aber das ist keine Schwäche. Es ist deine Stärke.”

Nyra sah ihn verwirrt an. “Meine Stärke? Wie soll das möglich sein?”

Aris breitete seine Flügel aus, so weit, dass es schien, als würde der Himmel selbst dunkler werden. “Siehst du mich? Ich bin groß und beeindruckend, ja. Doch meine Größe macht mich auch sichtbar. Jeder Fisch sieht mich kommen. Du dagegen kannst dich verstecken. Du kannst dich anschleichen. Aber nur, wenn du lernst, deine Unruhe zu zähmen.”

Nyra lauschte gespannt, ihre Unruhe wich einer neuen Art von Energie: Entschlossenheit.

Und so begann eine ungewöhnliche Partnerschaft. Der mächtige Reiher zeigte dem kleinen Zwergtaucher, wie man geduldig wartet, wie man die Strömung liest, wie man die Schatten nutzt. Aris hatte nie zuvor unterrichtet, und doch stellte er fest, dass er Freude daran fand. Nyra lernte schnell, und ihre Unruhe wandelte sich in wache Konzentration.

Doch eines Tages kam die Herausforderung. Ein großer Raubvogel tauchte am Himmel auf, seine Kreise wurden enger, und sein Schatten fiel über den Teich. Aris sah ihn zuerst. “Bleib ruhig”, flüsterte er Nyra zu. Doch Nyra, die nun stark im Wasser war, spürte, dass sie etwas tun musste. Sie tauchte plötzlich ab, verschwunden in den Tiefen des Teichs. Der Raubvogel fokussierte sich auf Aris, den großen, sichtbaren Wächter.

Genau in diesem Moment tauchte Nyra hinter dem Raubvogel wieder auf. Mit einem schnellen Spritzer Wasser überraschte sie den Angreifer, der sich erschrocken aufbäumte und die Flucht ergriff.

Aris blickte erstaunt auf den kleinen Zwergtaucher, der triumphierend aus dem Wasser auftauchte. “Du bist nicht mehr unruhig”, sagte er mit einem stolzen Lächeln. “Du bist mutig.”

Nyra grinste. “Und du bist nicht mehr so unnahbar. Du bist… ein Freund.”

Seit diesem Tag lebten Aris und Nyra in Harmonie. Der Große und die Kleine, der Starke und die Schwache, die Ruhe und die Unruhe – sie hatten gelernt, dass Unterschiede kein Hindernis sind, sondern eine Brücke. Sie ergänzten sich und schufen gemeinsam eine Welt, in der beide ihren Platz hatten.

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